GRUNDSÄTZE
INKLUSIONSORIENTIERTEN DENKENS UND HANDELNS
Grundsatz 4
Bewusstsein über die machtvollen Auswirkungen des stereotype threat und wissen, wie diesen entgegengewirkt werden kann
Aus dem Englischen übersetzt bedeutet stereotype threat Bedrohung durch Stereotype („stereotype threat – Dorsch - Lexikon der Psychologie“, n. d.). Der Begriff bezieht sich auf die negativen Auswirkungen von Stereotypen oder Vorurteilen auf die Leistung von Personen, die Teil einer Gruppe sind, auf die diese Stereotypen zutreffen. Ein stereotype threat tritt dann auf, wenn Menschen befürchten, dass sie in einer bestimmten Situation ein negatives Stereotyp, welches ihrer Gruppe zugeschrieben wird, bestätigen könnten. Diese Angst kann dazu führen, dass sie gestresst sind oder sich unter Druck gesetzt fühlen. Folglich können sie in dieser Situation zum Beispiel in einer Prüfungssituation schlechter abschneiden, als sie es unter neutralen Bedingungen tun würden.
Ein Forschungsprojekt des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Humboldt- Universität Berlin und der Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Migration und Integration (SVR) hat nachgewiesen, dass sich die Leistungen von Schüler*innen, die von stereotype threats beeinflusst sind, signifikant verbesserten, wenn positives und konstruktives Feedback im Unterricht erlebt wurden (BIM/SVR,2017). Ausserdem konnten auch positive Auswirkungen auf die Leistungen der Schüler*innen nachgewiesen werden, wenn die sogenannte "Selbstbestätigungsintervention" von Lehrpersonen angewendet wurde (BIM/SVR, 2017, zitiert nach Panesar, 2018). Bei der Selbstbestätigungsintervention wurde vor einem Mathematiktest von den Schüler*innen verlangt, dass sie einen Aufsatz über etwas, was ihnen wichtig ist, schreiben. So konnte situativ ein positives Selbstwertgefühl erzeugt werden, in dem die Lernenden sich daran erinnerten, dass sie zum Beispiel eine unterstützende Familie haben, gut Fussball oder gern ein Musikinstrument spielen. Dadurch wurden positive Emotionen erzeugt, welche dann die Leistungen im Mathematiktest positiv beeinflussten (ebd.).

Verinnerlichte negative Stereotypen, denen Schüler*innen ausgesetzt sein können, kann im Schulalltag mit zwei einfachen Möglichkeiten entgegengewirkt werden. Dies ist zum einen die Selbstbestätigungsintervention und zum anderen das positive und konstruktive Feedback.
Selbstbestätigungsintervention
Bei einer Selbstbestätigungsintervention werden Schüler*innen von der Lehrperson dazu ermutigt, sich mit Themen und Aktivitäten auseinanderzusetzen, die für sie persönlich wichtig und positiv besetzt sind. Die Lehrperson stellt den Kindern die Aufgabe, dass sie über Themen schreiben (oder in der Unterstufe erzählen) sollen, die ihnen am Herzen liegen und die sie gerne tun. Dies können Aktivitäten wie Sport, Malen, Basteln, Handwerken, Musik hören oder andere Hobbys sein. Diese Aktivitäten werden den Schüler*innen vorher als Möglichkeiten vorgestellt, aus denen sie wählen können, was ihnen am meisten bedeutet. Die Schüler*innen werden dann gebeten, über ihre ausgewählten Themen zu schreiben bzw. zu sprechen. Die Idee dahinter ist, dass diese Aktivitäten ihnen ein Gefühl der Bedeutung und Befriedigung vermitteln, was ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstwirksamkeit stärken können. Eine Studie des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Humboldt- Universität Berlin und der Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Migration und Integration (SVR) zeigt, dass Leistungen in Mathematiktests, die nach einer solchen Selbstbestätigungsintervention durchgeführt wurden, signifikant besser waren als Leistungen von Kindern, die im Vergleich zur Kontrollgruppe über unwichtige Themen geschrieben haben (BIM/SVR, 2017, zitiert nach Panesar, 2018). Diese Ergebnisse legen nahe, dass sich die Auseinandersetzung mit persönlich bedeutsamen und positiv besetzten Themen auf verschiedene Bereiche des Lernens auswirken kann. Durch gezielte Selbstbestätigungsinterventionen durch die Lehrperson können also die Leistungen von Schüler*innen positiv beeinflusst werden. Dies kann dazu beitragen, potenzielle Benachteiligungen durch Stereotypen oder verzerrte Erwartungen zu überwinden. Die Abbildung stellt die Wirkung der Selbstbestätigungsinterventionen noch einmal bildlich dar (BIM/SVR, 2017, S.40).

Positives & konstruktives Feedback
noch kurz beschreiben
Literatur
BIM/SVR: (2017): Vielfalt im Klassenzimmer. Wie Lehrkräfte gute Leistung fördern können, Berlin. Verfügbar unter:
https://www.svrmigration.de/publikation/vielfalt-im-klassenzimmer/
Dorsch Lexikon der Psychologie (o.J.) Stereotype threat. Zugriff am 19.9.2023. Verfügbar unter: