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Grundsatz 1
Anerkennende und wertschätzende Beziehungen pflegen als Grundlage einer lernsicheren und lernförderlichen Umgebung

Beziehungen bilden die Grundlage unserer gesellschaftlichen Aktivitäten und damit auch des schulischen Lernens in Kindheit und Jugend (Künkler, 2011). 

 

Die inklusive Grundhaltungen sowie eine nicht-dirigierende Förderung wirken sich sowohl auf das Selbstkonzept der Schüler*innen aus als auch auf ihre schulischen Leistungen. Eine zugewandte und empathische Beziehung zwischen Lehrperson und Schüler*innen haben demzufolge wesentlich günstige Auswirkungen auf das Lernen, was auch Hattie (2018) in seiner Metastudie «Visible Learning – Lernen sichtbar machen» bestätigt hat. Schüler*innen brauchen kontinuierlich verlässliche und vertrauensvolle Beziehungen zu ihren Lehrpersonen und «gutes professionelles Handeln ist von Responsivität geprägt, das heisst, die Adressaten erleben, dass sie gehört und anerkannt werden» (Prengel, 2012, S. 176). 

 

Für eine gute und zunehmend unabhängige Entwicklung braucht es zudem respektvolle Beziehungen mit Gleichaltrigen, welche durch Förderung der Haltung von Selbstachtung und Anerkennung der anderen sowie Vermittlung von Klassenregeln und Ritualen, intensiv gepflegt werden müssen (Prengel, 2012, S. 177).

Inklusion ist das Ergebnis systematischer Qualitätsentwicklung. Eine gemeinsame pädagogische Philosophie betrachtet das Zusammenleben und -lernen vieler verschiedener Menschen als notwendig und sinnvoll. Sie gewährleistet allen Kindern nicht nur ein Recht auf volle Teilhabe, sondern auch die Möglichkeit dazu. Für den Erfolg einer inklusiven Pädagogik ist die Wertschätzung enger Zusammenarbeit (im Team, mit anderen Berufsgruppen) und partnerschaftlicher Beziehungen zwischen Familien und Fachkräften unerlässlich. Diese inneren Werthaltungen können nicht verordnet werden, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen – sei es durch die Personalauswahl oder gezielte Diskussionen zur Förderung inklusiver Haltungen (Wagner, 2022, S. 124).

 

Wertschätzende und diskriminierungssensible Sprache

Zur inklusionsfördernden Haltung wird im untenstehenden Blockzitat von Wagner (2022) beispielsweise vorgeschlagen, dass pädagogische Fachkräfte sich im Team eine sachlich korrekte und wertschätzende Sprache erarbeiten, um Unterschiede zwischen Menschen zu benennen.

 

  1. Pädagogische Fachkräfte machen sich die negativen Auswirkungen von abwertenden Bezeichnungen für Menschen bewusst und achten auf eine anerkennende Sprache. Dazu gehört auch eine geschlechtergerechte Sprache, die verschiedene Geschlechter einschliesst.

  2. Pädagogische Fachkräfte vermeiden es, Kinder und ihre Familien als «anders» oder von der Norm abweichend zu bezeichnen und verwenden stattdessen sachlich korrekte Beschreibungen für ihre Merkmale, Verhaltensweisen, Fähigkeiten.

  3. Pädagogische Fachkräfte vermeiden die Verwendung von «wir» oder «man», wenn «ich» oder «ihr» oder «wir hier in der Gruppe» gemeint ist.

  4. Pädagogische Fachkräfte achten bei der Beschreibung von Familien auf deren Individualität und machen sie nicht zu Repräsentanten einer ganzen Gruppe.

  5. Pädagogische Fachkräfte orientieren sich bei der Beschreibung ethnischer Vielfalt an der konkreten Lebensrealität der Familien in Deutschland und vermeiden touristische und folkloristische Bilder.

  6. Pädagogische Fachkräfte beschreiben körperliche Merkmale von Menschen sachlich korrekt.

  7. Pädagogische Fachkräfte schliessen nicht vorschnell von Sprache, Hautton, Augenform, Haarfarbe oder -struktur auf die Herkunft von Menschen.

  8. Pädagogische Fachkräfte erarbeiten sich ein respektvolles Vokabular für die Bezeichnung von Menschen bzw. Gruppen von Menschen, das sie immer wieder überprüfen.

  9. Pädagogische Fachkräfte achten darauf, Menschen mit Behinderungen nicht defizitär oder bemitleidenswert zu beschreiben, sondern realistisch mit ihren Stärken und Beeinträchtigungen. (Wagner, 2022, S. 35)

 

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Leitfaden für respektvollen Umgang miteinander

Von i-Päd (Initiative intersektionale Pädagogik) (o.J.) ein Leitfaden für einen respektvollen Umgang miteinander entwickelt. Darin enthalten sind eine kurze Übersicht zum Thema Diskriminierung und Diskriminierungsformen sowie ein Glossar und kann als Selbstreflexion dienen:  


https://i-paed-berlin.de/wp-content/uploads/Respect-Guide.pdf

Klassenrat

Für eine gute und zunehmend unabhängige Entwicklung braucht es zudem respektvolle Beziehungen mit Gleichaltrigen, welche durch Förderung der Haltung von Selbstachtung und Anerkennung der anderen sowie Vermittlung von Klassenregeln und Ritualen, intensiv gepflegt werden müssen (Prengel, 2012, S. 177). Ein beispielhaftes Konzept dafür ist der Klassenrat, welcher mindestens einmal pro Woche stattfinden sollte. Einerseits dient dieser Vorhaben und Ideen zu entwickeln und besprechen und Lernen zu reflektieren und andererseits dazu Lösungen für bestehende soziale Konflikte zu erarbeiten und Regeln des Zusammenlebens zu reflektieren. In diesem Rahmen haben die Schüler*innen die Möglichkeit auf Klassenebene zu partizipieren, ihren Schulalltag grundlegend demokratisch zu gestalten und einen rationalen Umgang mit Schwierigkeiten zu finden. Dabei soll erzielt werden, dass Gruppenprozesse in der Klasse so organisiert werden, dass die Ergebnisse für alle Beteiligten annehmbar sind (Textor, 2018). Sowohl soziale Kompetenzen werden geübt, indem sie verstehen, warum sie Konflikte haben und welchen Beitrag sie zu deren Lösung leisten können (Dreikurs, Grunwald & Pepper 1994) als auch methodische Kompetenzen wie Konfliktlösung, Planung und Reflexion von Vorhaben, Gesprächsleitung und Protokollverfahren.

Literatur

Dreikurs, R., Grunwald, B. B. & Pepper, F. (1994). Lehrer und Schüler lösen Disziplinprobleme. Weinheim: Beltz.

 

Hattie, J. (2018). Lernen sichtbar machen. (3. Aufl.). Bielefeld: wbv Media.

i-Päd Initiative intersektionale Pädagogik. (o. J.). Respect Guide. Leitfaden für einen respektvollen Umgang miteinander. Verfügbar unter: https://i-paed-berlin.de/wp-content/uploads/Respect-Guide.pdf

Künkler, T. (2011). Lernen in Beziehung. Zum Verhältnis von Subjektivität und Relationalität in Lernprozessen. Bielefeld: Transcript Verlag.

 

Prengel, A. (2012). Humane entwicklungs- und leistungsförderliche Strukturen im inklusiven Unterricht. In V. Moser (Hrsg.), Die inklusive Schule. Standards für die Umsetzung (S. 175-183). Stuttgart: Kohlhammer.

Textor, A. (2018). Einführung in die Inklusionspädagogik. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.

 

Wagner P. (2022). Handbuch Inklusion. Grundlagen vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung (4. Auflage). Freiburg im Breisgau: Herder.

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